Potentilla erecta

  • Blutwurz
  • Potentilla tormentilla
  • Tormentill
  • Tormentillae rhizoma

    Humorale Qualität

    kühlend 3°, trocknend 3°
    wärmend 1°, befeuchtend/nährend 1°
    (M2) warm 3, trocken 3

    TCM Temperatur

    kühl, neutral

  • Geschmack adstringierend, bitter
  • Funktionskreis Gedärme, Blase, Magen, Milz, Lunge
  • Kategorie Heilkräuter
  • Familie Rosaceae, Rosengewächse
  • Pflanzenteile Wurzelstock, Rhizom
  • Herkunft Heimisch in Europa, Asien, gemässigte Zonen bis weit in den Norden

Eigenschaften

adstringierend / zusammenziehend, antiinflammatorisch / entzündungshemmend, antibakteriell, blutungsstillend, entgiftend, Immunsystem stärkend, spasmolytisch / krampflösend

Inhaltsstoffe

Catechingerbstoffe, bei Lagerung in unlösliche Phlobaphene (Tormentillrot) übergehend; daneben Ellagitannine wie Agrimoniin; Triterpene, darunter Tormentosid

TCM Wirkungen

1 Blutungen stillen und regulieren

Diese Heilkräuter sind im Temperaturverhalten meist neutral, kühl oder warm. Ihr Geschmack ist meist adstringierend und bitter.
Da Blutungen verschiedene Ätiologien haben können, finden sich auch verschiedene Wirkmechanismen bei den Blutungen stillenden und regulierenden Nahrungsmitteln; diese sind: Adstringieren, Hitze eliminieren und Blut kühlen, Blut bewegen, Qi, insbesondere Milz-Qi, tonisieren bzw. die Leitbahnen erwärmen.
In der Therapie sollte mit Heilkräutern ergänzt werden, welche die Wurzel der Blutungen behandeln.

Heilkräuter Beispiele:
Agrimonia eupatoria, Potentilla tormentilla, Quercus robur, Trillium erectum

Differenzierung nach Ätiologie und Art der Blutung:
Blut-Hitze: Farbe frisch rot oder dunkel, starker Blutverlust
Qi-Mangel: Farbe blass, starker, verlängerter Blutverlust
Yin-Mangel: Farbe hellrot, geringer Blutverlust
Blut-Stase: Farbe sehr dunkel, klumpig, geringer Blutverlust

Klinische Manifestationen:
Blut-Hitze:
Uterusblutungen, verkürzte Blutungen, Darmblutungen, Hämaturie, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Bluthusten, Bluterbrechen
Zunge: ev. rot
Puls: schnell

Milz-Qi kann das Blut nicht kontrollieren:
schnell blaue Flecken, Petechien, Purpura, kleinfleckige Kapillarblutungen, Blut im Stuhl, Teerstuhl, zu starke, lange dauernde oder blassrote Menstruationsblutung, Darmblutungen, Thrombozytopenie
Zunge: ev. blass, Zahnmarks
Puls: schwach

Blutung, Uterusblutung, Hypermenorrhö, Menstruationsblutung stark, Epistaxis, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hämatemesis, Bluterbrechen, Hämoptyse, Bluthusten, Hämaturie, Blut im Urin, Darmblutung, Hämorrhoiden blutend, Hämorrhoiden

1 Nässe/Feuchtigkeit und Hitze ausleiten

Diese Heilkräuter sind im Temperaturverhalten neutral bis kalt. Ihr Geschmack ist meist bitter.
Feuchte Hitze entsteht oft aus dem Verzehr von Nahrungsmitteln, die ein Übermass an Feuchter-Hitze produzieren, wie z.B. Alkohol, denaturierte Fette, zu süsse und zu scharfe Nahrungsmittel, übermässiger und/oder unregelmässiger Nahrungsaufnahme.
Pathogene Nässe kann sich in Feuchte Hitze umwandeln. Pathogene Nässe entsteht sehr häufig bei einer geschwächten Milz, aus zu kalter Ernährung und/oder aus einer durch Leber-Qi-Stagnation bedrängten Milz.

Heilkräuter Beispiele:
Alchemilla xanthochlora, Lamium album, Primula veris, Taraxacum officinale

Klinische Manifestationen:
Allgemeine Symptome bei Feuchter-Hitze im Körper sind:
Durst, aber keine Lust zu trinken, bitterer Mundgeschmack, wenig dunkler Urin, Völlegefühl und Schmerzen im Thorax, Ober- und Unterbauch, Schweregefühl des Körpers, subfebrile Temperatur ganztags, latente Aczidose, Hautpilze, Schleimhautpilze in Mund, Gedärmen und Vagina, Arthritis

Feuchte-Hitze in den Gedärmen:
stinkender Durchfall mit akuten Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, Schleim im Stuhl, anhaltender Stuhldrang auch nach der Entleerung, Anusbrennen, entzündliche Darmerkrankungen, Madenwürmer, Askariden, Candida, Schleimhautpilze
Zunge: normal, gerötet oder rote Punkte am Zungengrund; Belag: dick, gelb, moosig, quarkig
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig, voll

Feuchte-Hitze in der Milz:
Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Appetitmangel, Unverträglichkeit von fetter Nahrung, Übelkeit, Erbrechen, Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni, Verstopfung oder Durchfall stinkend, Anusbrennen, Ikterus, Urtikaria, Gerstenkorn, Rhinitis, Sinusitis
Zunge: gerötet; Belag: dick, gelb, moosig, quarkig
Puls: schlüpfrig, schnell

Feuchte-Hitze in der Leber:
Dysurie, Hitze-Ekzem am Skrotum, Schwellung und Brennen in den Hoden, Hautjucken im unteren Bereich des Körpers, gelber Fluor vaginalis, Jucken der Vulva, Hepatitis, Ikterus, Cholelithiasis, Cholezystitis
Zunge: gerötet; Belag: dick, gelb, moosig, schmierig
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig

Feuchte-Hitze in der Gallenblase:
wie Feuchte-Hitze der Leber, kolikartiger Schmerz rechts im Oberbauch, Schmerzen auf Höhe der Rippen, Fettverdauungsstörung, Cholezystitis, Cholelithiasis
Zunge: gerötet; Belag: dick, gelb, moosig, schmierig
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig

Feuchte-Hitze in der Blase:
Harnsteine, Prostatitis, Harninkontinenz, Harnwegsinfektion, Dysurie, Pollakisurie, Hämaturie
Schmerzen in der Lendenwirbelsäule
Zunge: gerötet an der Zungenwurzel; Belag: dick, gelb, moosig, schmierig an der Zungenwurzel
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig

Ikterus, Gelbsucht, Enteritis, Colitis, Darmentzündung, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Diarrhö, Durchfall, Dysenterie, Gastroenteritis, Zystitis, Blasenentzündung, Fluor vaginalis, Leukorrhö, Ausfluss,
äusserlich: Konjunktivitis, Bindehautentzündung, Wundheilung schlecht, Wunde, Abszess, Furunkel, Karbunkel, Parodontose, Zahnfleischentzündung, Gingivitis, Stomatitis, Mundschleimhautentzündung, Pharyngitis, Rachenentzündung, Halsentzündung, Aphte, Mundfäule, Lippe rissig, Haut rissig, Ekzem, Ausschlag, Dermatitis, Analfisur, Afterjucken

2 Qi tonisieren

Diese Heilkräuter sind im Temperaturverhalten neutral bis warm. Ihr Geschmack ist meist scharf, süss, oder bitter.
Qi-Mangel ist oftmals eine Folge von schlechter Ernährung, Überarbeitung, zu vielem Sitzen, von starker oder langandauernder mentaler und psychischer Belastung, von Stress, und chronischer Erkrankung. Er manifestiert sich vorwiegend in den Funktionskreisen Milz, Lunge, Herz, Magen und Niere.
Ein allgemeiner Qi-Mangel zeigt sich in Müdigkeit, körperlicher Schwäche, kraftloser Stimme, und/oder blassem Gesicht.

Heilkräuter Beispiele:
Angelica archangelica, Carduus benedictus, Imperatoria ostruthium, Inula helenium, Rosmarinus officinalis

Klinische Manifestationen:
Milz-Qi Mangel:
Mattigkeit, Appetitmangel, loser Stuhl, Blähungen, gestörte Darmflora, Verdauungsschwäche, Dyspepsie, Verdauungsenzymmangel, verminderte Gallebildung, Müdigkeit nach dem Essen, Anorexie, Hyperglykämie, Diabetes mellitus, Ödem, Lymphstau, Hämorrhiden, Prolaps, unruhiger Fetus, drohender Abort, verminderte Milchbildung, Neigung zu Hämatomen und Blutungen, Muskelschwäche der Extremitäten, Blässe

Zunge: blass, ev. geschwollen, Zahneindrücke; Belag: dünn
Puls: leer, schwach

Lungen-Qi Mangel:
Abwehrschwäche (Wei-Qi-Mangel), Erkältungsanfälligkeit (Wei-Qi-Mangel), spontanes Schwitzen, schwache Stimme, kraftloses Husten, flache Atmung, Kurzatmigkeit, Keuchatmung, Belastungsdyspnö, flüssiger klarer Schleim, Darmträgheit, Blässe
Zunge: blass, ev. geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach

Herz-Qi Mangel:
Herzrasen, Herzstolpern, starkes Herzklopfen, Palpitationen, Schlaflosigkeit, Hypotonie, Ängstlichkeit, Panik, Beengungsgefühle, Nervosität, Belastungsdyspnö, Schwitzen, thorakales Engegefühl
Zunge: blass, geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach, dünn

Magen-Qi Mangel:
Schmerzen im Oberbauch, Appetitmangel, Geschmacksverlust, Erbrechen, Übelkeit, Hypoazidität des Magens, Aufstossen, Reflux aus Sphinkterschwäche, Schluckauf, starke Müdigkeit vor allem morgens, schwache Extremtitäten
Zunge: blass, ev. geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach, dünn

Nieren-Qi Mangel:
Schmerzen und Schwäche im unteren Rücken und in den Knien, Fersenschmerz, Kraftlosigkeit, unruhiger Fetus, drohender Abort, lockere Zähne, Potenzschwäche, Impotenz, Ejaculatio praecox, Fluor vaginalis, Tinnitus, Haarverlust, Schwindel, Vergesslichkeit
Zunge: blass, ev. geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach, tief

Appetitlosigkeit, Diarrhö, Durchfall, Magenschmerzen, Gastralgie, Diabetes mellitus, Uterusprolaps, Blasenprolaps, Organsenkungen, Abwehrschwäche, Infektanfälligkeit, Immunschwäche

TEN Wirkungen

1 Schärfen ausleiten

Schärfen ausleiten:
Schärfen sind gewebereizende Stoffe, welche oft eine Entzündungsreaktion auslösen können. Man kann sie unterscheiden in körperfremde Schärfen wie Bakterien oder Schwermetalle und körpereigene Schärfen, wie z.B. Harnsäure oder Stoffwechselendprodukte.

Um Schärfen auszuleiten werden häufig kalte aber auch wärmende Therapeutika eingesetzt.

Enteritis, Colitis, Darmentzündung, Diarrhö, Durchfall Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Dysenterie, Gastroenteritis, Magenschmerzen, Gastralgie, Zystitis, Blasenentzündung,
äusserlich: Konjunktivitis, Bindehautentzündung, Wundheilung schlecht, Wunde, Abszess, Furunkel, Karbunkel, Parodontose, Zahnfleischentzündung, Gingivitis, Stomatitis, Mundschleimhautentzündung, Pharyngitis, Rachenentzündung, Halsentzündung, Aphte, Mundfäule

1 trocknen und kühlen

Trocknen:
Unter Trocknen ist das Ausleiten von übermässiger Feuchtigkeit aus den Zellen sowie aus dem Körper und auch der zusammenziehende, adstringierende Effekt zu verstehen.

Kühlen:
Kühlen bezieht sich auf die energetische Wirkung, die Temperatur und die Reduktion der Aktivität von Lebensprozessen. Kühlen heisst auch, Säfte zu verdicken.

Blutung, Uterusblutung, Hypermenorrhö, Menstruationsblutung stark, Epistaxis, Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hämatemesis, Bluterbrechen, Hämoptyse, Bluthusten, Hämaturie, Blut im Urin, Darmblutung, Fluor vaginalis, Leukorrhö, Ausfluss,
äusserlich: Lippe rissig, Haut rissig, Ekzem, Ausschlag, Dermatitis, Analfissur, Afterjucken

1 trocknen und wärmen

Trocknen:
Unter Trocknen ist das Ausleiten von übermässiger Feuchtigkeit aus den Zellen sowie aus dem Körper und auch der zusammenziehende, adstringierende Effekt zu verstehen.

Wärmen:
Wärmen umschreibt sowohl die energetische und temperaturbezogene Wärme wie auch den bewegenden Aspekt. Wärmen bedeutet auch, Säfte zu verdünnen und zu verteilen.

Uterusprolaps, Blasenprolaps, Organsenkungen

2 befeuchten / nähren und kühlen

Befeuchten / nähren:
Unter Befeuchten ist die Anregung der eigenständigen Säfte- und Stoffneubildung des Körpers zu verstehen. Nähren dagegen umschreibt die Zuführung von Säften und Stoffen von ausserhalb wie z.B. Phytoöstrogene.

Kühlen:
Kühlen bezieht sich auf die energetische Wirkung, die Temperatur und die Reduktion der Aktivität von Lebensprozessen. Kühlen heisst auch, Säfte zu verdicken.

Hämorrhoiden blutend

3 befeuchten / nähren und wärmen

Befeuchten / nähren:
Unter Befeuchten ist die Anregung der eigenständigen Säfte- und Stoffneubildung des Körpers zu verstehen. Nähren dagegen umschreibt die Zuführung von Säften und Stoffen von ausserhalb wie z.B. Phytoöstrogene.

Wärmen:
Wärmen umschreibt sowohl die energetische und temperaturbezogene Wärme wie auch den bewegenden Aspekt. Wärmen bedeutet auch, Säfte zu verdünnen und zu verteilen.

Ikterus, Gelbsucht, Appetitlosigkeit, Diabetes mellitus, Abwehrschwäche, Infektanfälligkeit, Immunschwäche, Hämorrhoiden

Zubereitung

Tinktur
Wurzel frisch ( radix rec. )
10-30 Tropfen 3 x tgl. mit Wasser 1-½ Stunde vor oder nach den Mahlzeiten einnehmen. Kann auch zum Gugeln verwendet werden.
Abkochung / Dekokt
Wurzel trocken ( radix sicc. )
1 TL, 1 Tasse Wasser 5 Minuten köcheln lassen, tgl. 3 Tassen trinken.