Lamium album

  • Taubnessel
  • Lamii albi flos

    Humorale Qualität

    wärmend 1-2°, trocknend 1°
    kühlend 1°, befeuchtend/nährend 0-1°
    (M2) warm 1, trocken 1

    TCM Temperatur

    neutral

  • Geschmack adstringierend, scharf (M2) süss, geschmacklos
  • Funktionskreis Uterus, Lunge, Niere, Blase, Gedärme
  • Kategorie Heilkräuter
  • Familie Lamiaceae, Lippenblütengewächse
  • Pflanzenteile Blüten
  • Herkunft Heimisch in Europa, in Mittel- und Nordasien

Eigenschaften

adstringierend / zusammenziehend, sekretolytisch / schleimlösend, lymphreinigend, Östrogenbildung anregend, Progesteronbildung und Gestagenbildung anregend äusserlich: schleimhautschützend, juckreizstillend, entzündungshemmend, antimykotisch, antibakteriell

Inhaltsstoffe

Triterpensaponine, Secoiridoidglykoside wie Lamalbid, Flavonoide, Lamiaceen-Gerbstoffe, Schleimstoffe, wenig ätherisches Öl

TCM Wirkungen

1 Nässe/Feuchtigkeit und Hitze ausleiten

Diese Heilkräuter sind im Temperaturverhalten neutral bis kalt. Ihr Geschmack ist meist bitter.
Feuchte Hitze entsteht oft aus dem Verzehr von Nahrungsmitteln, die ein Übermass an Feuchter-Hitze produzieren, wie z.B. Alkohol, denaturierte Fette, zu süsse und zu scharfe Nahrungsmittel, übermässiger und/oder unregelmässiger Nahrungsaufnahme.
Pathogene Nässe kann sich in Feuchte Hitze umwandeln. Pathogene Nässe entsteht sehr häufig bei einer geschwächten Milz, aus zu kalter Ernährung und/oder aus einer durch Leber-Qi-Stagnation bedrängten Milz.

Heilkräuter Beispiele:
Alchemilla xanthochlora, Lamium album, Primula veris, Taraxacum officinale

Klinische Manifestationen:
Allgemeine Symptome bei Feuchter-Hitze im Körper sind:
Durst, aber keine Lust zu trinken, bitterer Mundgeschmack, wenig dunkler Urin, Völlegefühl und Schmerzen im Thorax, Ober- und Unterbauch, Schweregefühl des Körpers, subfebrile Temperatur ganztags, latente Aczidose, Hautpilze, Schleimhautpilze in Mund, Gedärmen und Vagina, Arthritis

Feuchte-Hitze in den Gedärmen:
stinkender Durchfall mit akuten Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, Schleim im Stuhl, anhaltender Stuhldrang auch nach der Entleerung, Anusbrennen, entzündliche Darmerkrankungen, Madenwürmer, Askariden, Candida, Schleimhautpilze
Zunge: normal, gerötet oder rote Punkte am Zungengrund; Belag: dick, gelb, moosig, quarkig
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig, voll

Feuchte-Hitze in der Milz:
Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Appetitmangel, Unverträglichkeit von fetter Nahrung, Übelkeit, Erbrechen, Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni, Verstopfung oder Durchfall stinkend, Anusbrennen, Ikterus, Urtikaria, Gerstenkorn, Rhinitis, Sinusitis
Zunge: gerötet; Belag: dick, gelb, moosig, quarkig
Puls: schlüpfrig, schnell

Feuchte-Hitze in der Leber:
Dysurie, Hitze-Ekzem am Skrotum, Schwellung und Brennen in den Hoden, Hautjucken im unteren Bereich des Körpers, gelber Fluor vaginalis, Jucken der Vulva, Hepatitis, Ikterus, Cholelithiasis, Cholezystitis
Zunge: gerötet; Belag: dick, gelb, moosig, schmierig
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig

Feuchte-Hitze in der Gallenblase:
wie Feuchte-Hitze der Leber, kolikartiger Schmerz rechts im Oberbauch, Schmerzen auf Höhe der Rippen, Fettverdauungsstörung, Cholezystitis, Cholelithiasis
Zunge: gerötet; Belag: dick, gelb, moosig, schmierig
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig

Feuchte-Hitze in der Blase:
Harnsteine, Prostatitis, Harninkontinenz, Harnwegsinfektion, Dysurie, Pollakisurie, Hämaturie
Schmerzen in der Lendenwirbelsäule
Zunge: gerötet an der Zungenwurzel; Belag: dick, gelb, moosig, schmierig an der Zungenwurzel
Puls: schlüpfrig, schnell, drahtig

Darmblutung, Schleimstuhl, Schleim im Verdauungstrakt, Colitis, Enteritis, Darmentzündung, Dysenterie, Diarrhö fieberhaft, Magengeschwür chronisch, Darmulkus chronisch, Zyste, Gicht, Drüsenschwellung, Milzschwellung, Hauterkrankungen bei Kindern, Menstruationsblutung verfrüht, Urogenitalentzündung, Fluor vaginalis, Ausfluss, Adnexitis, Eileiterentzündung, Metritis, Prostatitis, Prostataentzündung, Zystitis, Blasenentzündung, Pyelitis, Pyelonephritis, Nierenbeckenentzündung, Nephritis, Nierenentzündung, Enuresis nocturna nervöser Kinder, Bettnässen, Albuminurie, Eiweiss im Urin, Prostataadenom, Prostatahyperplasie, Prostatahypertrophie, Prostatavergrösserung, Blasenkrämpfe, Reizblase

1 Schleim-Hitze auflösen

Diese Heilkräuter sind im Temperaturverhalten neutral bis kalt. Ihr Geschmack ist bitter. Sie lösen Schleim und fördern den Gallenfluss, sind antibiotisch und entzündungshemmend.
Schleim gilt als sekundärer pathogener Faktor, da er erst durch langanhaltende Nässe und Feuchtigkeit entsteht. Schleim wird grundlegend in Kälte- oder Hitze-Schleim unterteilt. Er kombiniert sich gerne mit weiteren pathogenen Faktoren zu Feuchtigkeits-Schleim, Trockenheits-Schleim, innerer oder äusserer Wind-Schleim, Qi-Schleim, oder geht in die toxische Form des Yin Huo / Yin – Feuer über. Auf entsprechende zusätzliche Wirkungen muss bei der Mittelwahl geachtet werden.

Heilkräuter Beispiele:
Geranium robertianum, Hedera helix, Pulmonaria officinalis, Tussilago farfara


Klinische Manifestationen:
Sichtbarer Schleim:
Klarer und weisser Schleim bedeutet, dass Kälte vorhanden ist. Gelber oder blutiger, dicker und klebriger Schleim bedeutet, dass Hitze und Stagnation vorhanden sind. Von Schleim zu befreien ist eine Symptombehandlung.
Schleim in der Lunge:
Husten, Keuchen, Kurzatmigkeit, Rippenschmerzen, Asthma, reichliches Sputum
Schleim im Magen:
Übelkeit, Schleimerbrechen, Appetitlosigkeit, aufgeblähter Magen, flacher Husten

Nicht sichtbarer Schleim:
Schleim benebelt den Geist:
Senilität, mentale Störungen, Herzprobleme, Schlaganfall, Koma, Epilepsie
Nässe und Schleim blockieren die Meridiane:
Taubheitsgefühle, Apoplex, Krämpfe
Schleim unter der Haut:
Lymphschwellungen, Fibrome, Lipome, Knotenbildungen unter der Haut, Schwellungen der Nervenganglien, Schwellungen der Schilddrüse, Struma, Skrofula, Karbunkel
Schleim in den Gelenken:
Gelenkdeformationen, Rheuma, Gicht, Arthrose, Arthritis
Schleim in Gallenblase oder Niere:
Steinbildungen, Tumore
Schleim im Gefässsystem:
Ablagerungen im Gefässsystem, Arteriosklerose
Generell:
Gutartige Tumore, bösartige Tumore, Krebs-Prophylaxe
Zunge: schmierig-klebriger Belag, bei Kälte weiss, bei Hitze gelb
Puls: schlüpfrig, drahtig; bei Kälte: langsam; bei Hitze: schnell

Bronchialschleim zäh, Schleim zäh, Wundheitsgefühl in den Atemwegen, Phlegma-Aggressionen, Leistenlymphdrüsenschwellung

2 Qi tonisieren

Diese Heilkräuter sind im Temperaturverhalten neutral bis warm. Ihr Geschmack ist meist scharf, süss, oder bitter.
Qi-Mangel ist oftmals eine Folge von schlechter Ernährung, Überarbeitung, zu vielem Sitzen, von starker oder langandauernder mentaler und psychischer Belastung, von Stress, und chronischer Erkrankung. Er manifestiert sich vorwiegend in den Funktionskreisen Milz, Lunge, Herz, Magen und Niere.
Ein allgemeiner Qi-Mangel zeigt sich in Müdigkeit, körperlicher Schwäche, kraftloser Stimme, und/oder blassem Gesicht.

Heilkräuter Beispiele:
Angelica archangelica, Carduus benedictus, Imperatoria ostruthium, Inula helenium, Rosmarinus officinalis

Klinische Manifestationen:
Milz-Qi Mangel:
Mattigkeit, Appetitmangel, loser Stuhl, Blähungen, gestörte Darmflora, Verdauungsschwäche, Dyspepsie, Verdauungsenzymmangel, verminderte Gallebildung, Müdigkeit nach dem Essen, Anorexie, Hyperglykämie, Diabetes mellitus, Ödem, Lymphstau, Hämorrhiden, Prolaps, unruhiger Fetus, drohender Abort, verminderte Milchbildung, Neigung zu Hämatomen und Blutungen, Muskelschwäche der Extremitäten, Blässe

Zunge: blass, ev. geschwollen, Zahneindrücke; Belag: dünn
Puls: leer, schwach

Lungen-Qi Mangel:
Abwehrschwäche (Wei-Qi-Mangel), Erkältungsanfälligkeit (Wei-Qi-Mangel), spontanes Schwitzen, schwache Stimme, kraftloses Husten, flache Atmung, Kurzatmigkeit, Keuchatmung, Belastungsdyspnö, flüssiger klarer Schleim, Darmträgheit, Blässe
Zunge: blass, ev. geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach

Herz-Qi Mangel:
Herzrasen, Herzstolpern, starkes Herzklopfen, Palpitationen, Schlaflosigkeit, Hypotonie, Ängstlichkeit, Panik, Beengungsgefühle, Nervosität, Belastungsdyspnö, Schwitzen, thorakales Engegefühl
Zunge: blass, geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach, dünn

Magen-Qi Mangel:
Schmerzen im Oberbauch, Appetitmangel, Geschmacksverlust, Erbrechen, Übelkeit, Hypoazidität des Magens, Aufstossen, Reflux aus Sphinkterschwäche, Schluckauf, starke Müdigkeit vor allem morgens, schwache Extremtitäten
Zunge: blass, ev. geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach, dünn

Nieren-Qi Mangel:
Schmerzen und Schwäche im unteren Rücken und in den Knien, Fersenschmerz, Kraftlosigkeit, unruhiger Fetus, drohender Abort, lockere Zähne, Potenzschwäche, Impotenz, Ejaculatio praecox, Fluor vaginalis, Tinnitus, Haarverlust, Schwindel, Vergesslichkeit
Zunge: blass, ev. geschwollen; Belag: dünn
Puls: leer, schwach, tief

Qi-Mangel des Uterus, Uterusatonie, Amenorrhö, Menstruationsblutung ausbleibend, Dysmenorrhö, Menstruationsblutung schmerzhaft, Menstruationsblutung unregelmässig, Leukorrhö, Ausfluss, Harninkontinenz, Flatulenz, Blähungen, Verdauungsschwäche, Diarrhö, Durchfall, Schüchternheit, Minderwertigkeitsgefühle, Pubertätsprobleme junger schüchterner Mädchen

TEN Wirkungen

1 trocknen und kühlen

Trocknen:
Unter Trocknen ist das Ausleiten von übermässiger Feuchtigkeit aus den Zellen sowie aus dem Körper und auch der zusammenziehende, adstringierende Effekt zu verstehen.

Kühlen:
Kühlen bezieht sich auf die energetische Wirkung, die Temperatur und die Reduktion der Aktivität von Lebensprozessen. Kühlen heisst auch, Säfte zu verdicken.

Darmblutung, Schleimstuhl, Schleim im Verdauungstrakt, Colitis, Enteritis, Darmentzündung, Dysenterie, Diarrhö fieberhaft, Magengeschwür chronisch, Darmulkus chronisch, Zyste, Gicht, Drüsenschwellung, Milzschwellung, Hauterkrankungen bei Kindern, Menstruationsblutung verfrüht, Urogenitalentzündung, Fluor vaginalis, Ausfluss, Adnexitis, Eileiterentzündung, Metritis, Prostatitis, Prostataentzündung, Zystitis, Blasenentzündung, Pyelitis, Pyelonephritis, Nierenbeckenentzündung, Nephritis, Nierenentzündung, Enuresis nocturna nervöser Kinder, Bettnässen, Albuminurie, Eiweiss im Urin, Prostataadenom, Prostatahyperplasie, Prostatahypertrophie, Prostatavergrösserung, Blasenkrämpfe, Reizblase

2 Schärfen ausleiten

Schärfen ausleiten:
Schärfen sind gewebereizende Stoffe, welche oft eine Entzündungsreaktion auslösen können. Man kann sie unterscheiden in körperfremde Schärfen wie Bakterien oder Schwermetalle und körpereigene Schärfen, wie z.B. Harnsäure oder Stoffwechselendprodukte.

Um Schärfen auszuleiten werden häufig kalte aber auch wärmende Therapeutika eingesetzt.

Bronchialschleim zäh, Schleim zäh, Wundheitsgefühl in den Atemwegen, Phlegma-Aggressionen, Leistenlymphdrüsenschwellung
äusserlich: Hautentzündung, Wunden, Entzündung der äusseren Genitalien

2 trocknen und wärmen

Trocknen:
Unter Trocknen ist das Ausleiten von übermässiger Feuchtigkeit aus den Zellen sowie aus dem Körper und auch der zusammenziehende, adstringierende Effekt zu verstehen.

Wärmen:
Wärmen umschreibt sowohl die energetische und temperaturbezogene Wärme wie auch den bewegenden Aspekt. Wärmen bedeutet auch, Säfte zu verdünnen und zu verteilen.

Uterusatonie, Amenorrhö, Menstruationsblutung ausbleibend, Dysmenorrhö, Menstruationsblutung schmerzhaft, Menstruationsblutung unregelmässig, Leukorrhö, Ausfluss, Harninkontinenz, Flatulenz, Blähungen, Verdauungsschwäche, Diarrhö, Durchfall, Schüchternheit, Minderwertigkeitsgefühle, Pubertätsprobleme junger schüchterner Mädchen

Zubereitung

Tinktur
Kraut mit Blüten frisch ( herba cum flos. rec. )
10-30 Tropfen 3 x tgl. mit Wasser 1-½ Stunde vor oder nach den Mahlzeiten einnehmen.
Aufguss / Infus
Kraut mit Blüten trocken ( herba cum flos. sicc. )
1 EL, 1 Tasse Wasser (250ml) aufgiessen, 10 Minuten ziehen lassen, tgl. 2-3 Tassen trinken.
Pulver
Zäpfchen
Wickel
Kraut mit Blüten trocken ( herba cum flos. sicc. )
50g mit 500ml Wasser heiss übergiessen, 10min. ziehen lassen, abseihen, mehrmals täglich als Wickel / Umschlag anwenden.
Spagyrik
ganze Pflanze ( plan. tot. )
D3, D4
Bad
Kraut mit Blüten trocken ( herba cum flos. sicc. )
Sitzbäder oder zur Bedampfung: 5-7 EL mit 500ml heissem Wasser übergiessen, 10-15min. zugedeckt ziehen lassen, abseihen, dem Sitzbad zugeben, mehrmals pro Woche bzw. 1x täglich die Behandlung durchführen.

Rezeptur

30 g; neutral
20 g; wärmend

Zubereitung

1 EL Teemischung mit 250ml Wasser heiss übergiessen, 10min. ziehen lassen, Dosis reicht für einen halben Tag. Insgesamt 500ml Tee über den Tag verteilt trinken lassen.